Die Debatte um die digitale Zukunft des Radios ist wieder
voll entfacht. Auch in der DAB+ Hochburg Schweiz, einem Land also, in welchem gemäss
"gesicherten" Aussagen der SRG-Tochter MCDT AG im letzten Jahr täglich
annähernd 1000 Digitalradiogeräte über Ladentisch gegangen seien. Unabhängig
davon, dass unsere offen gestellte Frage nach den fünf Herstellern, welche den
grössten Anteil an diese beeindruckende Zahl geleistet haben, bis heute noch
immer unbeantwortet bleibt, schauen wir ganz gespannt auf die weitere
Entwicklung.
Verschiedene Anbieter haben sich in den letzten Wochen
wieder sang- und klanglos von DAB+ verabschiedet. Vieles wurde zu Beginn der
Einführung von DAB Digitalradio richtig gemacht. Doch offenbar führten diese
anfänglichen Erfolge primär zu einer Art Selbstbeiweihräucherung einzelner
Akteure aus den Reihen der DAB+ Lobby und letztendlich eben auch dazu, dass man
die Augen vor gewissen Trends und Entwicklungen heute gänzlich verschliesst.
Jedenfalls fehlt es heute weitgehend an neuen Impulsen, welche
die Attraktivität von DAB+ auch in Zukunft erhöhen könnten. Ausgerechnet etwas
anders klingende Formate wie Radio 1, Radio 105, BlueSky Radio oder RougeFM sind
in der Deutschschweiz nicht mehr Teil des DAB+ Angebots - aus unterschiedlichen
Gründen, wohlbemerkt. Dass das Angebot währenddessen um gleich klingende
Programme wie Radio Basilisk oder Radio 32 erweitert werden soll, erhöht dessen
Attraktivität auch nicht gerade massgeblich. Die Arbeitsgruppe Digimig, in
welcher sich nebem dem BAKOM und der SRG auch der Verband Schweizerischer
Privatradios (VSP), die Unikom Radios sowie die Privatradios der Romandie
zusammengeschlossen haben, wird wohl primär das Ziel verfolgen, das analoge
Angebot mehr oder weniger 1:1 auf DAB+ zu portieren.
Währenddessen dreht sich die Welt weiter. Die Hörer sind
sich zunehmend gewohnt, nicht mehr alles zu schlucken, was ihnen serviert wird.
Die vernetzte Welt verschafft dem Hörer endlich den Zugang zu schier
grenzenloser Vielfalt. Livestreams und Audio on Demand sorgen zudem für noch
mehr Individualität. Mit dem Aufkommen von Smartphones und Tablets ist der
Zugang schon heute einfacher denn je. Dabei bleibt der Hörgenuss natürlich
nicht bloss auf die Wiedergabe über Kopfhörer oder den eingebauten Speaker
beschränkt. Bluetooth Streaming und andere Wireless Technologien machen es
schon jetzt möglich, ganze Räume mit einem ebenso satten Sound zu versorgen,
wie es uns die DAB+ Werbung verspricht.
Durchsetzen wird sich letztendlich, wer mit der smartesten App
aufwarten kann. Dass der Einbezug von Social Media Kompenenten darüber hinaus
auch unbegrenzte Möglichkeiten in Bezug auf die Hörerbindung eröffnet, wird die
Broadcaster dereinst zusätzlich freuen. Sie alle werden eines Tages auch noch
darauf kommen. Kommt Zeit, kommt Rat.