In den vergangenen Jahren entwickelte sich das Radio zunehmend in ein und die selbe Richtung. Nur noch durchformatierte Mainstream Programme waren angesagt. Die groessten Hits aller Zeiten und das Beste von morgen. Der Slogan wurde zum Programm und galt lange Zeit als das Ticket zum Erfolg.
Wie fast alles in der Welt scheint sich nun aber auch dieser Trend totgelaufen zu haben. Die kommende Generation hoert gelangweilt weg und selbst die Jugend von einst, welche sich seinerzeit lautstark fuer freies Radio eingesetzt hat, reissen die zunehmend stromlinienfoermigen Hitwellen nicht mehr vom Hocker. Nun fuehren zwei von damals - Roger Schawinski und juengst auch Christian Heeb - endlich was neues im Schilde. Radio fuer Erwachsene soll die neue Losung zum Erfolg heissen. Nach Radio 1 aus Zürich gibt es nun also mit Radio Basel bereits den zweiten Privatsender, welcher ganz neue Toene einschlagen will.
Noch nicht ganz zwei Jahre nach der Lancierung von Radio 1 und erst wenige Wochen nach dem Start von Radio Basel scheint sich nun aber zu zeigen, dass der Weg wohl steiniger werden duerfte, als urspruenglich angenommen. Natuerlich muss erst noch abgewartet werden, wie sich die Hoererzahlen entwickeln werden. Dennoch sei schon ein Fazit erlaubt: Die Krux liegt wohl nicht zuletzt auch in der Musik! Die Geschmaecker lassen sich im Gegensatz zu frueher fast nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner bringen. In Zeiten des MP3 Players koennen sich alle ihrer ganz persoenlichen Spartenmusik bedienen, wenn sie denn unbedingt Musik hoeren wollen. Und so zeigt sich denn - zumindest bei Radio 1 - auch schon wieder der Trend, das Musikformat erneut einem moeglichst breiten Gusto anzupassen.
Es stellt sich die Frage, ob sich die muendigen Hoerer ueberhaupt noch von einem Format des Genres "Musik und Information" begeistern lassen. Wahrscheinlich braucht es fuer ein Erfolgsrezept noch einiges mehr. Radio sollte wieder mehr Charakter zeigen. Personality ist gefragt. Und Radio darf auch ruhig wieder polarisieren, um wahr und vor allem auch ernst genommen zu werden. Schawinskis Doppelpunkt waere ein hervorragendes Beispiel, doch braucht es eben mehr davon!
Neidisch blicke ich da nach Frankreich, wo sich gleich mehrere Programme mit einem Talk Format ein festes Publikum gesichert haben. Man mag jetzt sagen, dass die Schweiz fuer ein derartiges Format viel zu klein sei. Doch niemand spricht davon, rund um die Uhr die reine Wortschiene zu fahren. Einen Talk am Morgen, ein Journal um die Mittagszeit, dann eine Debatte am Nachmittag und wieder ein Journal zum Abend. Vielleicht noch ein Call-In Format in die Nacht hinein, moeglichst in Kooperation mit einem privaten TV-Sender, der um diese Zeit ohnehin die selben Gewinnspiele ausstrahlt, die es schon auf drei anderen Kanaelen zu sehen gibt. Ein nationales Privatprogramm mit einem ganz eigenen Gesicht haette durchaus Chancen, sich von anderen Stationen hervorzuheben und dem Medium Radio wieder eine neue Perspektive zu geben.
Samstag, 28. November 2009
Muss sich das Radio wieder neu erfinden?
Eingestellt von digiradio um 16:39
Labels: Lokalradio, Spartenradio
Montag, 23. November 2009
Neue Konzepte für HD Radio?
Nachdem der Feldversuch von Radio Sunshine erfolgreich abgeschlossen werden konnte, steht in der Schweiz mit HD Radio ein weiterer digitaler Standard vor der Einfuehrung. Das BAKOM verabschiedete juengst die rechtlichen Rahmenbedingungen und erteilte dem Vorhaben gruenes Licht. Der Regelbetrieb von HD Radio ist somit in der ganzen Schweiz ab 2010 grundsaetzlich moeglich.
HD Radio wird es konzessionierten Veranstaltern von regionalen Privatradios erlauben, ihre UKW Frequenzen auch digital zu nutzen. Neben dem Hauptprogramm werden diese Veranstalter ueber ihre UKW Frequenz ein eigenes Zusatzprogramm sowie ein Programm eines Drittanbieters im digitalen Modus ausstrahlen duerfen. Bereits haben mit Capital FM (Bern), Radio Argovia (Mittelland), Radio Sunshine (Innerschweiz) sowie Radio 24 und Radio 1 (beide Zürich) die ersten Veranstalter ihr Interesse an HD Radio signalisiert.
Heute schon darf man gespannt sein, welche neuen Programme die partizipierenden Veranstalter fuer deren digitales Engagement lancieren wollen. Genau wie bei DAB (Digital Audio Broadcasting), wird naemlich auch der neue Standard vor der Herausforderung stehen, die richtigen Zugpferde an Bord zu bringen, damit moeglichst viele Hoerer zum Kauf eines Empfangsgeraetes motiviert werden koennen. HD Radio werde die Beduerfnisse der bestehenden lokalen Veranstalter in idealer Weise abdecken. Doch wurden bei diesen Ueberlegungen auch die Beduerfnisse der Konsumenten beruecksichtigt?
Letztendlich wird der Kunde schon bald im Laden stehen und sich neu fuer einen von zwei Standards entscheiden muessen (es sei denn, es gibt eines schoenen Tages auch fuer HD Radio & DAB+ entsprechende Kombigeraete). Weiss der Kunde schon, welches Programm er explizit hoeren will, so hat er seine Wahl bereits getroffen. Will er jedoch einfach ein digitales Radiogeraet, damit ihm eine Alternative zum ewigen Einheitsbrei geboten wird, so steht er vor der Wahl, ob er nun ein Geraet erwerben will, welches ihm rund 20 digitale Kanaele (DAB+) oder eben deren 3 - 4 bescheren wird (HD Radio). Preislich werden sich die Geraete ohnehin schnell einmal auf gleichem Niveau bewegen.
Fuer die privaten Veranstalter gilt es nun also, die richtigen Konzepte zu entwickeln und die potentiellen Hoerer mit neuen Formaten zu HD Radio zu locken. Die SwissMediaCast AG ihrerseits - als Betreiberin des privaten DAB+ Layers - hat indes schon erste Spartenprogramme an Bord. Doch auch die SwissMediaCast steht vor der Herausforderung, den Angebotsmix noch interessanter zu gestalten und diesen um Formate anzureichern, welche die Aufmerksamkeit weiterer Zielgruppen auf sich ziehen werden.
Eingestellt von digiradio um 23:10
Labels: DAB+, HD Radio, Lokalradio, Spartenradio