Lange Zeit wurde ganz heftig darueber diskutiert, ob und in welcher Intensitaet sich oeffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten im Online Bereich engagieren duerfen. Die politische Debatte wird in der Schweiz genauso hitzig gefuehrt, wie in anderen Laendern Europas. In Deutschland wurde nun der neue Rundfunkstaatsvertrag formuliert, welcher das Taetigkeitsfeld von oeffentlich-rechtlichen Anstalten wie ARD und ZDF ganz genau regeln wird. Der Rundfunkstaatsvertrag legt unter anderem fest, dass Online Angebote von ARD und ZDF nur "sendungsbezogen" und maximal waehrend sieben Tagen abrufbar sein duerfen. Bei Informationen rund um Sport- und Grossereignisse beschraenkt sich diese Frist gar auf 24 Stunden!
Die Reihen der Zeitungsverleger und privaten Rundfunkveranstalter konnte sich also durchsetzen und verhindert dabei, dass qualitativ hochstehender Journalismus "made in Germany" auch im Internet uneingeschraenkt zugaenglich bleibt. Es ist ein Hohn, dass im Zeitalter von Flatrates und Breitband Internet solche rueckwaertsgerichteten Entscheide ueberhaupt eine Ueberlebensfaehigkeit haben und die weitere Entwicklung unserer Informationsgesellschaft dermassen einschraenken koennen. Oeffentlich-rechtliche Anstalten wie ARD und ZDF waeren foermlich dazu praedestiniert gewesen, mit deren Innovationskraft und journalistischer Kompetenz den Konvergenzgedanken voran zu treiben. Projekte fuer Video-on-Demand oder Online Archive duerften somit fuer laengere Zeit ad acta gelegt werden. Mit Gebuehrengeldern finanzierte Produktionen bleiben so dem Publikum von Radio und Fernsehen vorbehalten, obschon sich die Beduerfnisse in Bezug auf unsere Mediennutzung stark veraendert haben. Kaum vorstellbar, dass private Medienunternehmen diese Herausforderung nun selber in die Hand nehmen und uns im Sinne eines "Service publique" mit vergleichbaren Diensten versorgen werden, es sei denn, sie finden eine Moeglichkeit, ihre Contents im Sinne der Zweitverwertung als Pay-Angebote zu vermarkten. Viel mehr Innovation darf wohl kaum erwartet werden.
Bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel politisch verordneter Bevormundung nicht Schule machen wird, sondern sich alleine auf Deutschland beschraenken wird.
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Kastriertes Online Angebot von ARD und ZDF
Eingestellt von digiradio um 21:22
Labels: Audio on Demand, IPTV, Mediathek, Medien Konvergenz, Video on Demand
Samstag, 3. Mai 2008
Interessanter TV-Bericht: Quoten, Klicks und Kohle
Vor kurzem habe ich erwaehnt, dass die Praesenz oeffentlich-rechtlicher Radio- und TV-Veranstalter im Internet nicht nur in der Schweiz, sondern auch im europaeischen Ausland zu reden gibt. In diesem Zusammenhang zeigte der SWR kuerzlich einen sehr interessanten Beitrag unter dem Titel "Quoten, Klicks und Kohle".
Die Sendung bringt die Problematik wirklich auf den Punkt: Verwehrt man/frau den oeffentlich-rechtlichen Anbietern ein aktives Engagement im Internet, wird deren langfristige Existenz hochgradig gefaehrdet. Oeffentlich-rechtliche Anstalten wie SRG, ARD, ZDF oder der ORF tun gut daran, sich fuer eine Ausweitung ihrer Online Aktivitaeten stark zu machen und sich auch hier weniger auf die Quote, sondern noch mehr auf die Qualitaet zu konzentrieren.
Der Beitrag wird in diesen Tagen bei SWR- und NDR-Fernsehen wiederholt.
Eingestellt von digiradio um 17:00
Labels: Audio on Demand, Mediathek, Video on Demand
Freitag, 11. April 2008
Mehr SRG braucht das Netz
Die Kontroverse, ob sich nun oeffentlich-rechtliche Sendeanstalten aktiv im Internet betaetigen duerfen oder eben bei Radio und Fernsehen zu bleiben haben, kommt immer wieder auf's Parkett. Das ist nicht nur hierzulande so, nein, diese Frage wird auch in unseren Nachbarlaendern immer wieder heftigst diskutiert.
In Zeiten, wo immer mehr multimediale Inhalte unseren Web Alltag praegen, wo Text sich zunehmend mit audiovisuellem Content vermischt, duerfen Medienhaeuser wie die SRG SSR idée suisse, ARD + ZDF oder der ORF nicht laenger aussen vor bleiben. Die heranwachsende Generation zieht ein komplett veraendertes Verhalten der Mediennutzung - welches ausgesprochen selektiv gepraegt ist - mit sich. Es waere fahrlaessig, Video on Demand und aehnliche Anwendungen einzig dem Quotenjournalismus - welcher ja nicht selten auf Boulevardthemen und Sensationsjournalismus ausgerichtet ist - zu ueberlassen. Im Gegenteil, auch im Netz brauchen wir oeffentlich-rechtliche Anbieter, welche hier ihre journalistische Kompetenz zum besten geben koennen.
Das Beispiel der ZDF Mediathek zeigt sehr eindruecklich, wie die Verteilung von Informationen im Netz in einer voellig neuen, innovativen Form stattfinden kann und ausserdem bereits produzierte Formate auf kostenguenstige Weise zu einer Zweitverwertung kommen koennen. Multimediale Anwendungen wie eben die besagte ZDF Mediathek werden dem veraenderten Nutzungsverhalten besonders gerecht, da Inhalte jederzeit und vor allem frei von einem Programmschema abrufbar sind. Gut zu wissen, dass die ARD ebenfalls an einer eigenen Mediathek werkelt. Warum sollte denn da die SRG SSR idée suisse nicht auch mitmachen duerfen?
Es ist daher nur richtig, wenn Radio DRS Direktor Walter Rüegg auf das enge finanzielle Korsett verweist, mit welchem der Online Bereich von SRG SSR idée suisse derzeit zu operieren hat. Das Internet als ergänzende Plattform muss sogar unbedingt aktiver ausgebaut werden, wenn Radio und Fernsehen von SRG SSR idée suisse nicht an Popularitaet einbuessen wollen. Audio on Demand als Antwort auf veraendertes Nutzungsverhalten auch beim Radio, darf nicht mehr laenger nur eine Vision bleiben. Es wird sogar hoechste Zeit, diese Plaene endlich in Taten umzusetzen. Die selben Kraefte, welche den oeffentlich-rechtlichen Anstalten heute jegliches Online Engagement streitig machen, wuerden wohl schon bald propagieren, dass die SRG den Online Zug verschlafen habe.
Eingestellt von digiradio um 00:39
Labels: Audio on Demand, Mediathek, Video on Demand
Samstag, 26. Januar 2008
N24 Mediencenter: Neuer Star am deutschen VoD Horizont
Eigentlich sprechen mich ja die Programme aus der ProSiebenSat.1 Gruppe ueberhaupt nicht an. Der Nachrichtensender N24 bildet da keine Ausnahme. Doch diese Woche hat N24.de seinen Webauftritt vollstaendig erneuert und dabei auch das neue N24 Mediencenter ins Leben gerufen. Nach der ZDF Mediathek und dem in der Schweiz leider noch immer nicht zugaenglichen arte+7 Portal, liefert uns Deutschland also ein weiteres Beispiel fuer ein Video on Demand Portal, welches wahrhaftig Vorbildcharakter erlangen duerfte.
Neben dem Zugang zu Videos und Reportagen auf Abruf, kann auch jederzeit auf den aktuellen Livestream gegriffen werden. Auch von der graphischen Aufmachung her ist das neue N24 Mediencenter wirklich sehr gelungen. Es lohnt sich unbedingt, da einmal reinzuschauen! N24 demonstriert sehr eindruecklich, wie das VoD Portal eines einzelnen Senders kuenftig auszusehen hat. Schoen zu sehen, dass nun immer mehr Sender kraeftig investieren und sich auf das anstehende Video-on-Demand Zeitalter einstellen. Fehlt nur noch die Industrie, welche uns einfache Streaming Clients liefert, die diese Portale auch auf dem heimischen Fernseher abbilden koennen.
Eingestellt von digiradio um 02:28
Labels: Mediathek, Video on Demand
Samstag, 13. Oktober 2007
arte+7: Kleines Europa
Ganz anders praesentiert sich da die neue digitale Welt, wenn es um Video on Demand geht. Das sonst recht angestaubte ZDF lancierte erst vor kurzem eine neue Mediathek, mit welcher wohl fuer die naechste Zeit die Messlatte gesetzt sein duerfte. Bereits hat die ARD angekuendigt, ebenfalls eine Mediathek ins Leben zu rufen. Und da ist auch noch arte, welches jetzt mit arte+7 ein voellig innovatives VoD Portal ins Netz stellte.
Gross war die Freude, als ich davon gehoert habe. Noch viel groesser war die Ernuechterung, als ich feststellen musste, dass die bei arte+7 angebotenen Contents nur fuer User in Deutschland und Frankreich zugaenglich sein sollen. Ja, richtig gehoert! Der als "europaeischer Kulturkanal" bekannte Vorreiter fuer grenzueberschreitendes Miteinander beugt sich dem Diktat der allgegenwaertigen Lizenz- und Rechteinhaber. Europa beschraenkt sich also grademal auf die beiden Nachbarn am Rhein.
Natuerlich beginne ich mich da zu fragen, wozu dann das Kooperationsabkommen zwischen arte und der hiesigen SRG SSR idée suisse noch gut sein soll. Letztendlich fuehrte ja diese Vereinbarung dazu, dass wir heute arte im analogen Basisangebot behalten muessen (Must-carry), wo doch die Kapazitaeten der Kabelnetze de facto sowieso schon erschoepft sind und nun auch bei uns die weitere Entwicklung der Digitalisierung gebremst wird. Es fragt sich zudem, ob es denn wirklich sinnvoll ist, ueber eine EU Richtlinie fuer "Fernsehen ohne Grenzen" zu debattieren, wo eigentlich nur die Rahmenbedingungen fuer die Werbewirtschaft einheitlich abgefasst werden sollen.
Beim herkoemmlichen Fernsehen sorgten ueber lange Jahre physische Gesetze fuer eine gewisse Gebietsaufteilung. Erst das Satellitenfernsehen brachte diese Strukturen etwas ins Wanken. Dank raffinierter Verschluesselungstechniken konnten auch diese Auswuechse eingedaemmt werden. Und nun haetten wir da endlich ausreichende Bandbreiten im Internet, welche es erlauben wuerden, diese Gegebenheiten aufzubrechen. Aber in einem vereinten Europa scheinen solche Ideen grenzenloser Kommunikation irgendwie doch unerwuenscht zu sein.
Eingestellt von digiradio um 01:51
Labels: IPTV, Mediathek, Video on Demand, Zattoo