Radio hören gehört zu unserem Alltag. Die überwiegende Mehrheit der HörerInnen nutzt das Radio vornehmlich als klassisches Begleitmedium. Man/frau stellt sein Radio ein, lässt sich von Musik beschwingen und bleibt dabei stets über die wichtigsten Ereignisse des Tages informiert.
Dennoch verändert sich das Medium Radio. Nicht zuletzt das Internet gab dem Radio ganz neue Impulse. Das Radio aus dem Netz ermöglicht plötzlich den Zugriff auf mehr als 10'000 Sender. Programme aus der ganzen Welt sind per Knopfdruck zugänglich. Das Internet bietet Raum für unzählige Spartenradios, welche die Liebhaber von ganz bestimmten Genres per Livestream bedienen können. Heute ist die Auswahl aus dem Internet so gross, dass wohl viele HörerInnen vor der daraus resultierenden Unübersichtlichkeit resignieren und wieder zum angestammten Programm greifen. Hinzu kommt noch das Podcasting, welches eine Art "Radio on Demand" darstellt und den gezielten Abruf von bereits ausgestrahlten Produktionen erlaubt. Die gezielte Nutzung des Mediums Radio wird mit dem Podcasting ganz wesentlich vereinfacht.
Und welche Rolle spielt da noch das Digitalradio? Vor gut 10 Jahren startete die SRG SSR idée suisse mit ersten Ausstrahlungen im DAB Standard. Jahrelang beschränkte sich die Verbreitung dieses digitalen Angebots auf die grössten Ballungszentren, bis sich der Ausbau auf die ganze Schweiz erstreckte und schliesslich vor gut einem Jahr mit der Migration auf den neuen DAB+ Standard begonnen wurde. Heute liegt die installierte Basis bei geschätzten 500'000 DAB+ Geräten. Genaue Zahlen kennt leider niemand.
In weiten Teilen der Deutschschweiz können heute dank DAB+ bereits 25 Radioprogramme empfangen werden. Richtigen Auftrieb erhielt DAB+ Digitalradio gegen Ende 2008, als die DRS Musikwelle die Verbreitung über den Landessender Beromünster einstellte und fortan seinen Weg zu den HörerInnen digital findet. Die Nachfrage nach Digitalradios stieg einen Moment lang sprunghaft an. Obschon die DRS Musikwelle bereits seit Jahren auch via Kabel, Satellit oder Internet gehört werden kann, zeigte sich das Bedürfnis nach mobilen resp. standortunabhängigen Empfangsmöglichkeiten. Das Beispiel der DRS Musikwelle zeigt überdies exemplarisch, dass auch ein Spartenradio seinen festen Platz als Begleitmedium einnehmen kann. Hunderttausende von HörerInnen sahen sich motiviert, ein digitales Empfangsgerät zu erwerben, um ihr bevorzugtes Radioprogramm weiterhin auf ganz einfache Weise empfangen zu können.
Heute stellt sich die Frage, welche weiteren Impulse notwendig sind, damit das Digitalradio zusätzliche HörerInnen dazu gewinnen kann. Es ist wohl nicht die Werbung, welche hier an erster Stelle stehen muss. Gewiss, die Abdeckung ist heute gewährleistet und die rauschfreie Qualität steht über jener des analogen UKW Radios. Darüber muss auch das avisierte Publikum Bescheid wissen. Entscheidend für den weiteren Erfolg ist aber ein ganz anderer Faktor: Die Auswahl an vielfältigen Programmen. Dem Digitalradio ist nicht geholfen, wenn bereits über UKW empfangbare Lokalradios auch via DAB+ verbreitet werden. Dieser Schritt steht sicherlich noch an, doch sollte damit zugewartet werden, bis auch regionale DAB+ Layer zur Verfügung stehen. Zum heutigen Zeitpunkt ist es jedoch viel wichtiger, dass der überregionale DAB+ Layer mit neuen Programmfarben gefüllt wird. Verschiedene Genres sind heute noch gar nicht vertreten, obschon sie dafür sorgen könnten, dass ganz neue Zielgruppen erschlossen werden.
Und wo bleiben jetzt die Programme, welche neue Sparten wie beispielsweise Dance, Rock, Country, Oldies oder Musica Latina bedienen könnten? Die Hauptproblematik liegt derzeit in den verhältnismässig hohen Verbreitungskosten. Hier ist aktive Unterstützung gefragt! Statt weitere finanzielle Mittel in teure Plakat- und TV-Kampagnen oder auch in Wettbewerbe zu stecken, sollten endlich Wege gefunden werden, wie die Verbreitungskosten für interessierte Veranstalter gesenkt werden können. Es ist die Vielfalt des Angebotes, welche dem Digitalradio neue Hörer bescheren wird! Hier gilt es anzusetzen, damit die Entwicklung des Digitalradios weiterhin erfolgreich verlaufen wird - in der Schweiz, aber auch in allen anderen europäischen Märkten.
Sonntag, 15. August 2010
Digitalradio: Content is King
Eingestellt von digiradio um 12:42
Labels: DAB, DAB+, Spartenradio, Technologiefranken
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