Schon bemerkt? Bereits ist ein erster Monat vergangen, seit in Deutschland der sog. „bundesweite Digitalradio Layer“ in Betrieb genommen wurde. Okay, richtig los gegangen sei es ja noch nicht, soll doch der Startschuss erst in diesen Tagen - nämlich anlässlich der IFA Berlin – fallen.
Die Erwartungen sind entsprechend hoch. Digitalradio soll zu einem der Top-Themen der diesjährigen Funkausstellung werden. Und so blickt denn auch ganz Europa gespannt auf das Geschehen im grössten Markt Europas. Digitalradio auf Basis des DAB+ Standards werde sich nur behaupten können, wenn damit auch in Deutschland eine Erfolgsgeschichte gelandet wird. Dies lassen sogar einschlägige Kreise in der Schweiz verlauten, wo DAB+ bekanntlich bereits eine gewisse Akzeptanz bei den Hörern erlangen konnte.
In der August Ausgabe lässt denn auch das „Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk“ vom „DR-M e.V.“ (Digital Radio Mitteldeutschland) durchblicken, dass per Ende 2011 eine installierte Basis von 100‘000 Units angepeilt werde. Die Zielsetzung für Ende 2015 liege bei 15 Millionen Geräten. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt die installierte Basis aktuell bei etwa 750‘000 DAB+ Geräten. Mit ca. 7.8 Mio. Einwohnern ist der Markt Schweiz rund 10x kleiner als Deutschland. Bei gleicher Marktgrösse hätten in der Schweiz also gegen 7.5 Mio. Geräte den Weg zum Hörer gefunden, was trotzdem nur der Hälfte der in Deutschland angestrebten Zielsetzung entspricht. Bedenkt man, dass in der Schweiz zwei populäre Mittelwellen Programme (DRS Musikwelle und Option Musique) auf DAB+ verschoben wurden und diese seither auf terrestrischem Wege nur noch digital zu empfangen sind, so wirkt die Zielsetzung aus Deutschland noch viel ambitiöser. Kommt hinzu, dass am Ausbau des Schweizerischen Digitalradio Netzes seit 2006 unermüdlich gearbeitet wird. Zumindest die Programme des ersten Layers sind heute schon so gut wie flächendeckend verfügbar. Dank eines zwischenzeitlich zusätzlich gestarteten zweiten Layers hat man als Hörer in den weiten Teilen der Deutschschweiz bereits jetzt Zugriff auf rund 30 Radio Programme! Die gebotene Programmvielfalt hat die Attraktivität von Digitalradio erheblich gesteigert und erweist sich denn auch als einer der ganz wesentlichen Erfolgsfaktoren.
Und in Deutschland? Neben den drei Programmen des DeutschlandRadios wurden bekanntlich auch verschiedene Privatradio Programme lizenziert. Die drei öffentlich-rechtlichen Programme (DLF, DeutschlandRadio Kultur und DRadio Wissen) gehörten sodenn auch bereits ab 1. August 2011 zum Angebot. Ebenso das Entspannungsradio LoungeFM und das Fussballradio 90elf, welches gewiss die Rolle des Zugpferds einnehmen wird. Ferner bedienen mit ERF Pop und Radio Horeb gleich zwei Programme die Interessen christlicher Zuhörer. Und mit Klassik Radio erreicht man – zumindest ansatzweise – eine weitere Zielgruppe. Den Mainstream ansprechen sollen Vollprogramme wie Absolut Radio oder Programme, welche mehr oder weniger das AC Format (Adult Contemporary) spielen, also ENERGY, Radio BOB! aus Hessen und Kiss FM aus Berlin. Letztere wurden zwar nicht direkt lizenziert, doch scheint das nicht sonderlich relevant zu sein. Hauptsache, der Layer wurde pünktlich und eben nicht halbleer gestartet.
Ob sich mit dem gebotenen Mix an Programmen tatsächlich doppelt so viele Hörer wie in der Schweiz zum Kauf eines DAB+ Radio hinreissen mögen, wird sich weisen müssen. Inwiefern die in vielen Bundesländern erst noch zu startenden regionalen Digitalradio Angebote die Attraktivität zu steigern vermögen, bleibt abzuwarten. In vielen Ländern soll dem Vernehmen nach in erster Linie abgebildet werden, was bereits auf UKW geboten wird, sei es öffentlich-rechtlich oder privat.
Bleibt zu hoffen, dass die Uebung nicht plötzlich auf halben Wege wieder abgeblasen wird, sollte sich der Absatz der Geräte in den ersten zwei Jahren nicht wie gewünscht entwickeln. Vielmehr müsste in einem solchen Fall über eine Neudefinition des Programm Mix nachgedacht werden, um Digitalradio auch in Deutschland für möglichst viele Zielgruppen attraktiv zu machen und somit auch zu einem Erfolg zu führen.
Mittwoch, 31. August 2011
DAB+ in Deutschland: Stehen die Zeichen wirklich auf Erfolg?
Eingestellt von digiradio um 00:31
Labels: DAB, DAB+, Deutschland, Spartenradio
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