Totgesagte leben bekanntlich länger! Ende der neunziger Jahre starteten die ersten Feldversuche mit DAB. Bis die Technologie allerdings Marktreife erlangte, dauerte es noch etwas länger. Wenn die Zahl der in Betrieb genommenen Empfänger nun erstmals wahrnehmbar ansteigt, ist dies die logische Folge davon, dass verschiedene Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Einführung allmählich gegeben sind. Erst jetzt steht das DAB Signal in weiten Teilen des Landes überhaupt zur Verfügung und Monat für Monat kommen neue Senderstandorte hinzu. Ausserdem sind in jüngster Zeit zahlreiche neue Empfangsgeräte auf den Markt gekommen. Die Auswahl der Receiver beschränkt sich nun nicht mehr auf eine kleine Zahl unhandlicher Prototypen. Nein, es gibt sie jetzt in allen Grössen und Farben - und erstmals zu erschwinglichen Preisen.
Begeistert von diesem Trend setzt nun das BAKOM gleich eins drauf: Die zweite DAB Bedeckung soll gleich nach dem neuen DAB Standard unter Verwendung der neuesten Audio Codecs betrieben werden. Bereits sind 18 Gesuche für eine DAB Lizenz eingegangen. Voraussichtlich im April werden also acht Konzessionen an private Veranstalter vergeben.
Und die Geräteindustrie? Die produziert mal munter weiter - nach dem alten Standard - versteht sich. Verschiedene Hersteller haben in diesen Tagen neue Modelle angekündigt. Alle beschränken sich dabei auf DAB Band III. Die Hersteller sind auch völlig davon abgerückt, Geräte mit L-Band anzubieten. Es macht für die Industrie einfach keinen Sinn, kostspieliege Modelle anzubieten, wenn es dafür noch kaum einen Markt gibt. Im Falle des L-Bandes gab es lediglich in Deutschland ernsthafte Bemühungen, diesen Frequenzbereich überhaupt zu erschliessen. Trotz des erweiterten Frequenzspektrums und der Perspektive auf zusätzliche Kapazitäten blieb der Markt bei DAB Band III. Im Schlüsselmarkt UK wurden deswegen nicht etwa weniger Geräte verkauft.
Mit DAB2 oder DAB+ - man/frau weiss noch gar nicht, wie der neue Standard überhaupt heissen soll - wird es sich wohl vorderhand ähnlich verhalten. Neben der Schweiz finden sich bis dato grademal zwei Länder, welche von Beginn weg mit dem neuen Standard arbeiten wollen: Frankreich und Australien. Im Gegensatz zur Schweiz gibt es aber in diesen Ländern noch kein Digitalradio und somit auch noch kein Regelbetrieb, geschweige dann eine installierte Basis.
Die Industrie ihrerseits wird wohl kaum mit der serienmässigen Produktion von Endgeräten beginnen, solange sich keine Schlüsselmärkte heraus kristallisieren. Ob die acht konzessionierten Privatradios ihre Programme unter diesen Voraussetzungen wirklich gleich mit dem neuen Standard verbreiten wollen, wird sich wohl noch weisen müssen. Es wird jedenfalls Jahre dauern, bis sich für deren Produktionen erste Hörer finden können. Oder aber man/frau sendet eben doch im bewährten Standard. In einem DAB Layer hätte es ja allemal Platz für acht Programme.
Sonntag, 28. Januar 2007
Warten auf den neuen Standard - bis er eines Tages kommen wird
Eingestellt von digiradio um 11:40
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