Vor bald einem Jahr bahnte sich die bevorstehende Tragödie um den Verlust der UKW Frequenz an. Nachdem der Sender bei der Neuverteilung der UKW Konzessionen leer ausgegangen ist, setzte das Management vorerst alles auf eine Karte und beschritt den Weg des Rekurses beim Bundesverwaltungsgericht. Von der Option der digitalen Verbreitung wurde zwar stets hinter vorgehaltener Hand gesprochen, doch glaubte man fest daran, den Entscheid des UVEK dennoch umstossen zu können. Wie wir heute wissen, kam dann alles anders.
Es ist kaum zu fassen! Die Verantwortlichen des Senders scheinen nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Schon beim Konzessionsverfahren verzichtete man darauf, sich neben dem grossen Konzessionsgebiet (Zürich-Glarus) auch für die "kleine Konzession" zu bewerben. Heute weiss man, dass es zumindest für diese kleine Konzession gereicht hätte, welche jetzt aber mit RMC Züri einem anderen Bewerber - wiederum ein "Radio für Erwachsene" - zugeschlagen wurde. Da man sich gar nicht erst für dieses kleine Konzessionsgebiet beworben hatte, gab es auch nichts zu gewinnen. Und jetzt wo die traurige Gewissheit da ist, dass die analoge Verbreitung eben ein Ende haben wird, pocht man auf eine Uebergangsfrequenz, um den Gang ins digitale Radio publik machen zu können. Dass Energy diese Uebergangsfrequenz erhalten wird, hängt nicht zuletzt auch vom Goodwill der konzessionierten Lokalradios ab, welche sich natürlich jetzt einen ungeliebten Mitbewerber vom Hals halten wollen und bereits dankend abwinken!
Es fragt sich da schon, weshalb das Management von Ringier nicht schon vor einem Jahr seine Lehren aus dieser Misere gezogen hat, um diesmal eben gleich auf zwei Optionen zu setzen. Energy hätte schon im vergangenen Herbst voll darauf setzen sollen, dank Digitalradio zu einem nationalen Privatradio zu werden. Ringier hätte mit Sicherheit gute Chancen gehabt, die SwissMediaCast zu motivieren, den Start des neuen Digitalradio Layers - so wie ursprünglich geplant - bereits im Frühling 2009 vorzunehmen. Ein halbes Jahr hätte bereits dazu genutzt werden können, die Hörer aktiv auf die neue Empfangsmöglichkeit hinzuweisen. Wenn später das Bundesverwaltungsgericht auch noch eine UKW Konzession zugesprochen hätte, wäre die Rechnung sogar mehr als nur aufgegangen.
Jetzt allerdings wird die Zeit knapp. Gut möglich, dass Radio Energy nach weniger als drei Monaten DAB Betrieb ganz von der Bildfläche verschwinden wird, weil es eben keine UKW Uebergangsfrequenz erhalten hat. Mit oder ohne Radio Energy: Digitalradio DAB+ wird trotzdem weiter senden.
