Sonntag, 27. September 2009

Radio Energy und DAB: Wer braucht da eigentlich wen?

Gerne wird uns dieser Tage suggeriert, auch in der Schweiz brauche das Digitalradio unbedingt weiteren Auftrieb und sei deshalb regelrecht davon abhängig, dass sich nun auch Radio Energy zum Kreise der via DAB+ verbreiteten Programme gesellt. Wie dem auch sei, Energy Zürich wird ab 15. Oktober 2009 tatsächlich auch über Digitalradio zu hören sein, wenn es als Teil des neuen DAB+ Layers vorerst in den Regionen Basel, Bern und eben Zürich ausgestrahlt wird. Energy wird nun also die Chance wahrnehmen und zum letzten Strohhalm greifen, wenn es die digitale Verbreitung aufnimmt. Ob die Zeit reichen wird, um bis Ende Jahr alle Hörer des Programms zum Kauf eines DAB+ Radios animieren zu können, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. Ende 2009 wird das Programm bekanntlich über keine Konzession mehr verfügen, um auch über die angestammten UKW Frequenzen verbreitet zu werden.

Vor bald einem Jahr bahnte sich die bevorstehende Tragödie um den Verlust der UKW Frequenz an. Nachdem der Sender bei der Neuverteilung der UKW Konzessionen leer ausgegangen ist, setzte das Management vorerst alles auf eine Karte und beschritt den Weg des Rekurses beim Bundesverwaltungsgericht. Von der Option der digitalen Verbreitung wurde zwar stets hinter vorgehaltener Hand gesprochen, doch glaubte man fest daran, den Entscheid des UVEK dennoch umstossen zu können. Wie wir heute wissen, kam dann alles anders.

Es ist kaum zu fassen! Die Verantwortlichen des Senders scheinen nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Schon beim Konzessionsverfahren verzichtete man darauf, sich neben dem grossen Konzessionsgebiet (Zürich-Glarus) auch für die "kleine Konzession" zu bewerben. Heute weiss man, dass es zumindest für diese kleine Konzession gereicht hätte, welche jetzt aber mit RMC Züri einem anderen Bewerber - wiederum ein "Radio für Erwachsene" - zugeschlagen wurde. Da man sich gar nicht erst für dieses kleine Konzessionsgebiet beworben hatte, gab es auch nichts zu gewinnen. Und jetzt wo die traurige Gewissheit da ist, dass die analoge Verbreitung eben ein Ende haben wird, pocht man auf eine Uebergangsfrequenz, um den Gang ins digitale Radio publik machen zu können. Dass Energy diese Uebergangsfrequenz erhalten wird, hängt nicht zuletzt auch vom Goodwill der konzessionierten Lokalradios ab, welche sich natürlich jetzt einen ungeliebten Mitbewerber vom Hals halten wollen und bereits dankend abwinken!

Es fragt sich da schon, weshalb das Management von Ringier nicht schon vor einem Jahr seine Lehren aus dieser Misere gezogen hat, um diesmal eben gleich auf zwei Optionen zu setzen. Energy hätte schon im vergangenen Herbst voll darauf setzen sollen, dank Digitalradio zu einem nationalen Privatradio zu werden. Ringier hätte mit Sicherheit gute Chancen gehabt, die SwissMediaCast zu motivieren, den Start des neuen Digitalradio Layers - so wie ursprünglich geplant - bereits im Frühling 2009 vorzunehmen. Ein halbes Jahr hätte bereits dazu genutzt werden können, die Hörer aktiv auf die neue Empfangsmöglichkeit hinzuweisen. Wenn später das Bundesverwaltungsgericht auch noch eine UKW Konzession zugesprochen hätte, wäre die Rechnung sogar mehr als nur aufgegangen.

Jetzt allerdings wird die Zeit knapp. Gut möglich, dass Radio Energy nach weniger als drei Monaten DAB Betrieb ganz von der Bildfläche verschwinden wird, weil es eben keine UKW Uebergangsfrequenz erhalten hat. Mit oder ohne Radio Energy: Digitalradio DAB+ wird trotzdem weiter senden.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

lol,wenn es einen grund gäbe ein dab+ gerät zu kaufen ist es garantiert radio nrj.ich werd allerdings abwarten ob energy überlebt und derweil übers internet hören.wenns nicht klappt,adios radiogebühren(sobald mir das mal in rechnung gestellt wird) + bayern 3 einschalten.

digiradio hat gesagt…

Lieber Anonym, Du hast natuerlich Recht: Bloss um Bayern 3 hoeren zu koennen, braucht kein Mensch ein DAB Radio. Immerhin gibt es aber schon mehr als 300'000 Digitalradio Geraete in der Schweiz. Und diese Hoerer - einmal digital, immer digital - hoeren bestimmt kein analoges Radio mehr.

Anonym hat gesagt…

Leider hätte es auch nciht für die kleine Konzession gereicht...