Sonntag, 12. Dezember 2010

HbbTV: Funkstille bei Cablecom

Mit HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) etabliert sich erstmals ein Standard, mit welchem die seit längerem beschworene Verschmelzung von Fernsehen und Internet endlich Realität werden dürfte. Anlässlich der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA Berlin) starteten verschiedene öffentlich-rechtliche und private Veranstalter ihren HbbTV Regelbetrieb.

Aehnlich wie beim Teletext resp. Videotext erfolgt die Verbreitung der HbbTV Dienste gemeinsam mit dem TV Signal des jeweiligen Programmveranstalters. In einer sog. AIT Tabelle wird dabei die jeweilige Internet Adresse hinterlegt, über welche interaktive Zusatzdienste wie Mediatheken für Video on Demand etc. abrufbar sind. Stehen bei einem Programm entsprechende Dienste zur Verfügung, weist das Red Button Symbol jeweils automatisch auf die verfügbaren Angebote hin. Die Verbreitung von HbbTV erfolgt in einem ersten Schritt via Satellit. In einzelnen Regionen Deutschlands wird HbbTV inzwischen auch terrestrisch (also via DVB-T) ausgestrahlt. Die Verbreitung über deutsche Kabelnetze ist in Vorbereitung.

Da Swisscom TV als IPTV basierendes Angebot nur über eine proprietäre Settop Box zugänglich ist, bleibt es wohl ziemlich unwahrscheinlich, dass die offenen HbbTV Signale jemals über diesen Anbieter verteilt werden. Ganz anders präsentiert sich die Situation jedoch beim DVB-C basierenden digitalen Kabelfernsehen. Unter dem Stichwort „Hybrid-TV“ weist hier sogar der Verband Schweizerischer Kabelnetzbetreiber (Swisscable) auf seiner Website ihr-kabelnetz.ch aktiv auf HbbTV und die damit verbundenen Möglichkeiten hin. Man könnte glatt den Eindruck gewinnen, HbbTV sei bereits heute fester Bestandteil des Angebots hiesiger Kabelnetze.

Um mich zu vergewissern, dass ich über das Kabelnetz in meiner Region tatsächlich in den Genuss von HbbTV Diensten kommen kann, erkundigte ich mich bereits mehrfach nach dem aktuellen Stand der Dinge. Als inzwischen langjähriger Kunde von Swisscom TV kann ich leider nicht beurteilen, inwiefern sich der Service von Cablecom tatsächlich zum guten gewendet hat. Skeptisch stimmt mich jedenfalls der Umstand, dass ich auf meine inzwischen drei (!) schriftlichen Anfragen bei Cablecom sowie einer weiteren Anfrage bei Swisscable noch immer keine Antwort erhalten habe. Gemessen an diesem doch recht schwachen Pre-sales Service lässt sich nämlich nicht gerade darauf schliessen, dass es um die Kundenfreundlichkeit der Schweizerischen Kabelnetzanbieter tatsächlich so viel besser steht, wie man uns in letzter Zeit glaubhaft machen will. Zudem wage ich zu bezweifeln, dass hybrides Fernsehen tatsächlich schon seinen Weg in unsere Kabelnetze gefunden hat.

Samstag, 28. August 2010

Radio 24 auf DAB? Let's Rock!

Anlässlich des diesjährigen RadioDays war zu vernehmen, dass die Pläne der TAMEDIA Gruppe, mit ihren zwei Programmen "Radio 24" und "Capital FM" den HD Radio Betrieb aufzunehmen, offenbar verworfen wurden. Stellt sich jetzt die Frage, ob damit das Thema Digitalradio für die TAMEDIA Gruppe gänzlich vom Tisch ist, oder ob man stattdessen auf den DAB+ Standard setzen will und plötzlich auf dem Layer der SwissMediaCast in Erscheinung treten wird.

Unbestritten ist, dass "Radio 24" eine ganz Starke Marke im Schweizer Radiomarkt darstellt. Eine Präsenz der Brand "Radio 24" auf dem DAB+ Layer würde die Bedeutung von Digitalradio in der Schweiz sicherlich unterstreichen. Allerdings fragt es sich, ob mit der Aufschaltung des "Radio 24" Hauptprogramms bei den HörerInnen tatsächlich ein spürbarer Nutzen erzeugt werden kann. Im Grossraum Zürich kann "Radio 24" schon heute über verschiedene UKW Frequenzen empfangen werden. Mit DAB+ wäre das Programm auch ausserhalb von Zürich in guter Qualität zu empfangen.

Viel spannender wäre es jedoch, TAMEDIA würde den "Radio 24 Rockchannel" auf DAB+ bringen. Dem SwissMediaCast Layer fehlt nämlich unter anderem ein Format genau dieses Genres. Die ganze Deutschschweiz käme somit in den Genuss eines frei aus der Luft empfangbaren Rocksenders. Der "Radio 24 Rockchannel" könnte sich - angereichert mit Nachrichten und Wortbeiträgen von "Radio 24" - ganz schnell aus seinem Schattendasein als Webradio entfernen und dürfte dabei wohl sehr rasch eine eigene Fangemeinde hinter sich scharen. Auch für die Werbetreibenden wäre ein entsprechendes Format ausgesprochen interessant, könnte doch der "Radio 24 Rockchannel" jeweils gegen Aufpreis als Option zu einer Kampagne auf "Radio 24" gebucht werden.

Sonntag, 15. August 2010

Digitalradio: Content is King

Radio hören gehört zu unserem Alltag. Die überwiegende Mehrheit der HörerInnen nutzt das Radio vornehmlich als klassisches Begleitmedium. Man/frau stellt sein Radio ein, lässt sich von Musik beschwingen und bleibt dabei stets über die wichtigsten Ereignisse des Tages informiert.

Dennoch verändert sich das Medium Radio. Nicht zuletzt das Internet gab dem Radio ganz neue Impulse. Das Radio aus dem Netz ermöglicht plötzlich den Zugriff auf mehr als 10'000 Sender. Programme aus der ganzen Welt sind per Knopfdruck zugänglich. Das Internet bietet Raum für unzählige Spartenradios, welche die Liebhaber von ganz bestimmten Genres per Livestream bedienen können. Heute ist die Auswahl aus dem Internet so gross, dass wohl viele HörerInnen vor der daraus resultierenden Unübersichtlichkeit resignieren und wieder zum angestammten Programm greifen. Hinzu kommt noch das Podcasting, welches eine Art "Radio on Demand" darstellt und den gezielten Abruf von bereits ausgestrahlten Produktionen erlaubt. Die gezielte Nutzung des Mediums Radio wird mit dem Podcasting ganz wesentlich vereinfacht.

Und welche Rolle spielt da noch das Digitalradio? Vor gut 10 Jahren startete die SRG SSR idée suisse mit ersten Ausstrahlungen im DAB Standard. Jahrelang beschränkte sich die Verbreitung dieses digitalen Angebots auf die grössten Ballungszentren, bis sich der Ausbau auf die ganze Schweiz erstreckte und schliesslich vor gut einem Jahr mit der Migration auf den neuen DAB+ Standard begonnen wurde. Heute liegt die installierte Basis bei geschätzten 500'000 DAB+ Geräten. Genaue Zahlen kennt leider niemand.

In weiten Teilen der Deutschschweiz können heute dank DAB+ bereits 25 Radioprogramme empfangen werden. Richtigen Auftrieb erhielt DAB+ Digitalradio gegen Ende 2008, als die DRS Musikwelle die Verbreitung über den Landessender Beromünster einstellte und fortan seinen Weg zu den HörerInnen digital findet. Die Nachfrage nach Digitalradios stieg einen Moment lang sprunghaft an. Obschon die DRS Musikwelle bereits seit Jahren auch via Kabel, Satellit oder Internet gehört werden kann, zeigte sich das Bedürfnis nach mobilen resp. standortunabhängigen Empfangsmöglichkeiten. Das Beispiel der DRS Musikwelle zeigt überdies exemplarisch, dass auch ein Spartenradio seinen festen Platz als Begleitmedium einnehmen kann. Hunderttausende von HörerInnen sahen sich motiviert, ein digitales Empfangsgerät zu erwerben, um ihr bevorzugtes Radioprogramm weiterhin auf ganz einfache Weise empfangen zu können.

Heute stellt sich die Frage, welche weiteren Impulse notwendig sind, damit das Digitalradio zusätzliche HörerInnen dazu gewinnen kann. Es ist wohl nicht die Werbung, welche hier an erster Stelle stehen muss. Gewiss, die Abdeckung ist heute gewährleistet und die rauschfreie Qualität steht über jener des analogen UKW Radios. Darüber muss auch das avisierte Publikum Bescheid wissen. Entscheidend für den weiteren Erfolg ist aber ein ganz anderer Faktor: Die Auswahl an vielfältigen Programmen. Dem Digitalradio ist nicht geholfen, wenn bereits über UKW empfangbare Lokalradios auch via DAB+ verbreitet werden. Dieser Schritt steht sicherlich noch an, doch sollte damit zugewartet werden, bis auch regionale DAB+ Layer zur Verfügung stehen. Zum heutigen Zeitpunkt ist es jedoch viel wichtiger, dass der überregionale DAB+ Layer mit neuen Programmfarben gefüllt wird. Verschiedene Genres sind heute noch gar nicht vertreten, obschon sie dafür sorgen könnten, dass ganz neue Zielgruppen erschlossen werden.

Und wo bleiben jetzt die Programme, welche neue Sparten wie beispielsweise Dance, Rock, Country, Oldies oder Musica Latina bedienen könnten? Die Hauptproblematik liegt derzeit in den verhältnismässig hohen Verbreitungskosten. Hier ist aktive Unterstützung gefragt! Statt weitere finanzielle Mittel in teure Plakat- und TV-Kampagnen oder auch in Wettbewerbe zu stecken, sollten endlich Wege gefunden werden, wie die Verbreitungskosten für interessierte Veranstalter gesenkt werden können. Es ist die Vielfalt des Angebotes, welche dem Digitalradio neue Hörer bescheren wird! Hier gilt es anzusetzen, damit die Entwicklung des Digitalradios weiterhin erfolgreich verlaufen wird - in der Schweiz, aber auch in allen anderen europäischen Märkten.

Samstag, 14. August 2010

Radio Streetparade auf DAB+?

Während eines guten Monats können in der Region Zürich zwei interessante Veranstaltungsradios auf UKW empfangen werden. Radio Streetparade und Rundfunk.FM versorgen die Region Zürich gleich über je zwei UKW Frequenzen mit ihren einzigartigen Beats.

Schade, dass seitens der Digitalradio Lobby überhaupt keine Anstrengungen unternommen werden, um solche Formate über die noch freien Kapazitäten im DAB+ Layer zu verbreiten. Die Ausstrahlung wäre ohnehin zeitlich befristet und würde es diesen Veranstaltungsradios ermöglichen, auch über die Stadtgrenzen von Zürich hinaus gehört zu werden. Positiver Nebeneffekt: Die ganze Deutschschweiz hätte etwas davon und DAB+ Digitalradio käme obendrein noch zu ganz guter PR. Hier böte sich eine einmalige Gelegenheit, um Digitalradio mit einem minimalen Aufwand ins Bewusstsein der Leute zu bringen.

Freitag, 2. Juli 2010

SRF: Konvergenz sichtbar machen

Zambo heisst das erste greifbare Produkt, welches als Ergebnis der Konvergenz Pläne von SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) kurz vor seinem Launch steht. Ab Ende August wird Zambo die beiden Formate "tubii" von SF sowie "Pirando" von Radio DRS ersetzen. Unter der Woche werden dem jungen Publikum jeweils 4 Stunden tägliches Programm auf SF zwei geboten. Eine weitere Stunde pro Tag steht dann bei Radio DRS 1 auf dem Kalender. Natürlich wird Zambo aber auch im Internet stattfinden. Eine eigene Website soll begleitend zum Programm zusätzliche Informationen liefern und im Netz inbesondere auch eine betreute Community zur Verfügung stellen.

Bei der Zielgruppe dürfte die Marke "Zambo" sicherlich rasch zu einem gängigen Begriff werden. Wenn es gelingt, dass sich die geplante tägliche Miniserie "Best Friends" landauf und landab zu einem richtigen Pausenplatzgespräch mausern kann, werden sich die Kids von heute bestimmt weitere Infos über den Online Auftritt holen wollen. Und hier liegt dann auch die Chance, die Jugend endlich wieder ans Radio zu führen. Durch den einheitlichen Auftritt dürfte es Zambo im Gegensatz zu Pirando wohl viel leichter haben, sich beim angepeilten Publikum auch wirklich einen Namen zu machen.

Schade ist nur, dass Zambo im Radio bloss während einer täglichen Stunde auf DRS 1 zu hören sein soll. Heute schon gibt es einen Livestream von Pirando, welcher rund um die Uhr abgespielt wird. Würde man diesen Livestream auf den zweiten DAB+ Layer nehmen und im Gegenzug auf die Doppelaustrahlung von DRS 4 News verzichten, könnten endlich ganz gute Argumente geschaffen werden, um auch das jüngste Publikum für das Mediuam Radio zu begeistern. Ein Zambo Livestream via Digitalradio könnte dazu beitragen, dass die Hörer von morgen schon jetzt erkennen, dass Radio eben auch vielfältig sein kann.

Samstag, 19. Juni 2010

DAB+ in der Schweiz: Chance für einen deutschen Sender

Radioprogramme aus Deutschland erfreuen sich in der Schweiz seit jeher grosser Beliebtheit. Unvergessen bleiben die Zeiten, als in der Schweiz Programme wie SWF 3 oder Bayern 3 für muntere Töne sorgten. Doch selbst nach der Lancierung von Lokalradios und jungen Formaten wie DRS 3 blieben hier Programme aus Deutschland hoch im Kurs. Deutsche Privatsender verfügen seit deren Bestehen auch in der Schweiz über eine treue Stammhörerschaft. Radio Regenbogen hat seine eigene Fangemeinde insbesondere in den Kantonen Basel und Aargau, während Radio 7 in der Nordostschweiz bis hinunter nach Zürich gehört wird. Ebenfalls ganz gerne gehört wird RTL Radio, dessen Programm in den meisten Kabelnetzen der Schweiz angeboten wird.

Die Programme aus Deutschland haben etwas gemeinsam: Noch bis vor wenigen Jahren war es möglich, diese Sender in der Schweiz quasi ungestört aus der Luft zu empfangen. Dieser Zustand gehört inzwischen der Vergangenheit an, denn das analoge UKW Band verfügt nicht mehr über genügend freie Frequenzen, welche einen störungsfreien Empfang über die Landesgrenzen hinaus ermöglichen würden. Und so bleiben heute viele der bisherigen Hörer einfach weg, drehen auf ein Schweizer Programm oder lassen die Finger gleich ganz von ihrem Radio.

Eigentlich erstaunlich, dass angesichts dieser Situation bisher noch keiner dieser Veranstalter damit begonnen hat, sein Programm in der Schweiz über das DAB+ Netz zu verbreiten. Im Ensemble der privaten SwissMediaCast AG, welches bereits in weiten Teilen der Deutschschweiz empfangen werden kann, findet sich derzeit noch Platz für vier Radioprogramme. DAB Digitalradio entwickelte sich in der Schweiz - ganz im Gegensatz zu Deutschland - ziemlich prächtig. Die installierte Basis liegt in der Schweiz schon jetzt bei rund 400'000 Geräten.

Ueber DAB+ könnte einer dieser beliebten Privatsender aus Deutschland zum bevorzugten Radiosender für die über 200'000 in der Schweiz lebenden Deutschen werden und darüber hinaus wohl wieder viele der verlorenen Schweizer HörerInnen zurück gewinnen. Die Aufschaltung im DAB+ Netz würde diesem Veranstalter die Möglichkeit bieten, sein bestehendes Programm ohne grossen Aufwand in digitaler Qualität zu verbreiten und ein eigenes Werbefenster für die Schweiz einzurichten, über welches zusätzliche Werbeeinnahmen generiert werden könnten.

Freitag, 16. April 2010

DRS 3 im Tessin?

Immer wieder stellen uns interessierte Hörer die Frage, ob mit einem DAB+ Radio im Tessin und in der Romandie auch DRS 3 gehört werden kann. Hier und heute müssen wir diese Anfragen leider stets negativ beantworten. Die Kapazitäten der bestehenden DAB Layer sind derzeit voll ausgeschöpft. Sowohl in der Romandie, als auch im Tessin werden bis dato nur die zwei Deutschschweizer Programme DRS 1 und die DRS Musikwelle angeboten. Die etwas reifere Hörerschaft kommt also bereits jetzt selbst im Tessin und in der Westschweiz in den Genuss von zwei Programmen aus der Deutschschweiz. Hingegen muss sich die etwas jüngere Generation, welche man gemaess SRG SSR idée suisse ebenfalls für DAB+ Digitalradio begeistern möchte, jenseits der Sprachgrenzen mit den in der Region üblichen Angeboten begnügen.

Hier steckt eine echte Chance, um eben jene Generation, welche mit DRS 3 gross geworden ist, für die neue Technologie zu begeistern! Mit einer gesamtschweizerischen Verbreitung von DRS 3 würde DAB+ Digitalradio zu einem echten Mehrwert für all jene, welche auch ausserhalb der Deutschschweiz nicht auf ihr Lieblingsprogramm verzichten möchten.

Gemäss aktueller Planung sollten bis 2012 weitere Programme von DAB auf den neuen DAB+ Standard migriert werden. Durch diese Massnahme werden Kapazitäten in den bestehenden Digitalradio Layern frei, welche mit neuen Programmen belegt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen von SRG SSR idée suisse diese Chance erkennen werden und die frei werdenden Kapazitäten in der Romandie und im Tessin insbesondere auch für DRS 3 nutzen werden. Aus Anlass der Aufschaltung könnte DRS 3 gleich eine "Settimana Ticinese" sowie eine "Semaine romande" bestreiten, in welcher aktiv für den Digitalradio Empfang in diesen Regionen geworben wird.

Sonntag, 24. Januar 2010

Diskussion um Billag Gebühren bringt Meinungs- und Medienvielfalt in Gefahr

An Forderungen nach Zerschlagung der Billag bis hin zu Rufen nach Abschaffung der Radio- und TV-Gebühren mangelte es noch nie. Der Finanzbedarf zur Sicherstellung des "Service publique" in den Medien wird auch nicht kleiner. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn immer wieder frische Ideen ins Feld geführt werden, welche neue liquide Mitteln in den Gebührentopf spülen sollen. Seinen absurden Höhepunkt fand dieses Treiben nun in diesen Tagen mit der Forderung von Bundesrat Moritz Leuenberger nach einer Zwangsgebühr für alle Haushalte und Betriebe.

Die Debatte wird also einmal mehr entfacht und die Diskussionen könnten wohl schon bald heftiger denn je geführt werden. Als Verlierer dürften wohl oder übel die Meinungsvielfalt und die Unabhängigkeit der Medien aus dem Feld gehen. Jetzt wo wirklich alle erdenklichen Quellen angezapft werden sollen, unabhängig davon, ob sie Radio und Fernsehen überhaupt nutzen oder als Kleinunternehmer gar zweimal zu Kasse gebeten werden, gewinnt natürlich auch die Opposition gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an Stärke. Unweigerlich wird auch eine Definition des "Service publique" die Gemüter erhitzen. Radikale Kreise werden zudem so lautstark wie noch nie für eine Abschaffung von SRG SSR idée suisse plädieren. Nicht auszumalen, wie unabhängig unsere Medien über sensible Themen wie die Bankenkrise berichten würden, wenn diese ausschliesslich in privater Hand wären.

Ob das Leistungsangebot von SRG SSR idée suisse unter diesen Voraussetzungen aufrecht erhalten werden kann, bleibt indes offen. Auch ein Ausbau der Online Aktivitäten - und damit eine sinnvolle Mehrfachverwertung von Eigenproduktionen im Sinne des Service publique - wird wohl in unerreichbare Ferne rücken. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Online Medien wird auch die Wettbewerbsfähigkeit von SRG SSR idée suisse langfristig empfindlich eingeschränkt.

Es ist nicht von der Hand zu weisen: Die SRG muss sparen! Und sie wäre wohl gut beraten, wenn sie den Sparwillen schon jetzt aktiv sichtbar machen würde. Mit der Digitalisierung von Radio und Fernsehen hat sie ein gutes Instrument dazu in der Hand. Was beim analogen Antennenfernsehen mit der Migration auf DVB-T bereits abgeschlossen werden konnte, sollte jetzt unbedingt beim Radio seine Fortsetzung finden. Auch die Verlegung der DRS Musikwelle vom Mittelwellensender Beromünster ins digitale DAB+ Radio mutierte letztendlich zu einer Erfolgsstory. Diesem Beispiel sollten jetzt weitere Taten folgen! Heute schon können die sogenannten Sprachaustauschprogramme (La Première von RSR und Rete Uno von RSI) in der ganzen Deutschschweiz auch via Digitalradio empfangen werden. Die landesweite Grundversorgung ist somit wie beim Fernsehen dank Einsatz digitaler Technologien bereits gewährleistet. Eine Abschaltung dieser beiden Programme vom analogen Radio würde SRG SSR idée suisse sichtbare Einsparungen bescheren. Gleichzeitig könnten die zwei frei werdenden UKW Frequenzketten zur Versteigerung frei gegeben werden. Mit der Verlegung der Sprachaustauschprogramme ins Digitalradio würde die Position von SRG SSR idée suisse nicht etwa geschwächt, sondern deren Fortbestand langfristig gesichert!

Samstag, 9. Januar 2010

Energy Züri - RMC Deal: Entscheid mit Auflagen?

Laut Klein Report soll sich nun also in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Uebertragung der UKW Konzession von Radio Monte Carlo (RMC Züri) auf Engery Zürich (NRJ) durch das UVEK abgesegnet wird oder eben nicht.

Ueber das Konzessionsverfahren und dessen merkwürdigen Auswüchse brauchen wir uns ja an dieser Stelle nicht mehr zu äussern. Natürlich steckt das UVEK hier einmal mehr in einem Dilemma. Winkt es den Deal ganz einfach durch, würden sich zumindest die Gemüter aus den Reihen der grossen Energy Fangemeinde und selbstverständlich auch die Ringier Presse endlich beruhigen. Andererseits dürften ganz andere Kreise auf den Plan gerufen werden, wenn diesem Geschäft sang- und klanglos grünes Licht erteilt würde. Ja, es wäre geradezu ein Freibrief für den Konzessionshandel und kaum jemand wäre verwundert, wenn plötzlich andere Medienunternehmer ihrer "Kreativität" freien Lauf lassen und andernorts ein ähnliches Schnäppchen schlagen würden. Beispielsweise könnte sich dann Roger Schawinski hemmungslos um Radio 32 oder Radio neo bemühen, um seinen Wirkungskreis westlich von Zürich auszudehnen.

Bald werden wir wissen, ob das UVEK bereits ins nächste Fettnäpfchen treten will oder ob der Entscheid diesmal mit etwas mehr Weitsicht erfolgen wird. Eine Genehmigung mit Auflagen wäre jedenfalls die fairste aller Lösungen, zumal seitens Radio Monte Carlo ja noch wirklich keine Gegenleistung erbracht wurde. Warum also nicht RMC dazu verpflichten, das Konzept gemäss Konzessionsgesuch trotzdem umzusetzen und das Programm statt über UKW eben über digitale Plattformen (DAB+ sowie HD Radio) zu verbreiten? Giuseppe Scaglione hätte so die Gelegenheit, seiner Betriebspflicht nachzukommen und gleichzeitig einen Beitrag an die vom UVEK angestrebte Medienvielfalt zu leisten. Der geplante Verkauf könnte jedenfalls auf diese Weise eine gewisse Legitimität erhalten.

Bemerkenswert ist ferner der Umstand, wie sich der Energy Geschäftsführer Dani Büchi fortan voll auf das Kerngebiet Zürich konzentrieren will und dabei die Option, Radio Energy mit DAB+ Digitalradio zu einem nationalen Privatradio zu machen, offensichtlich völlig ausblendet. Zu Zeiten des Ueberlebenskampfs kamen diesbezüglich noch ganz andere Töne. Aber noch ist die Schlacht ja nicht gewonnen.