Mittwoch, 31. August 2011

DAB+ in Deutschland: Stehen die Zeichen wirklich auf Erfolg?

Schon bemerkt? Bereits ist ein erster Monat vergangen, seit in Deutschland der sog. „bundesweite Digitalradio Layer“ in Betrieb genommen wurde. Okay, richtig los gegangen sei es ja noch nicht, soll doch der Startschuss erst in diesen Tagen - nämlich anlässlich der IFA Berlin – fallen.

Die Erwartungen sind entsprechend hoch. Digitalradio soll zu einem der Top-Themen der diesjährigen Funkausstellung werden. Und so blickt denn auch ganz Europa gespannt auf das Geschehen im grössten Markt Europas. Digitalradio auf Basis des DAB+ Standards werde sich nur behaupten können, wenn damit auch in Deutschland eine Erfolgsgeschichte gelandet wird. Dies lassen sogar einschlägige Kreise in der Schweiz verlauten, wo DAB+ bekanntlich bereits eine gewisse Akzeptanz bei den Hörern erlangen konnte.

In der August Ausgabe lässt denn auch das „Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk“ vom „DR-M e.V.“ (Digital Radio Mitteldeutschland) durchblicken, dass per Ende 2011 eine installierte Basis von 100‘000 Units angepeilt werde. Die Zielsetzung für Ende 2015 liege bei 15 Millionen Geräten. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt die installierte Basis aktuell bei etwa 750‘000 DAB+ Geräten. Mit ca. 7.8 Mio. Einwohnern ist der Markt Schweiz rund 10x kleiner als Deutschland. Bei gleicher Marktgrösse hätten in der Schweiz also gegen 7.5 Mio. Geräte den Weg zum Hörer gefunden, was trotzdem nur der Hälfte der in Deutschland angestrebten Zielsetzung entspricht. Bedenkt man, dass in der Schweiz zwei populäre Mittelwellen Programme (DRS Musikwelle und Option Musique) auf DAB+ verschoben wurden und diese seither auf terrestrischem Wege nur noch digital zu empfangen sind, so wirkt die Zielsetzung aus Deutschland noch viel ambitiöser. Kommt hinzu, dass am Ausbau des Schweizerischen Digitalradio Netzes seit 2006 unermüdlich gearbeitet wird. Zumindest die Programme des ersten Layers sind heute schon so gut wie flächendeckend verfügbar. Dank eines zwischenzeitlich zusätzlich gestarteten zweiten Layers hat man als Hörer in den weiten Teilen der Deutschschweiz bereits jetzt Zugriff auf rund 30 Radio Programme! Die gebotene Programmvielfalt hat die Attraktivität von Digitalradio erheblich gesteigert und erweist sich denn auch als einer der ganz wesentlichen Erfolgsfaktoren.

Und in Deutschland? Neben den drei Programmen des DeutschlandRadios wurden bekanntlich auch verschiedene Privatradio Programme lizenziert. Die drei öffentlich-rechtlichen Programme (DLF, DeutschlandRadio Kultur und DRadio Wissen) gehörten sodenn auch bereits ab 1. August 2011 zum Angebot. Ebenso das Entspannungsradio LoungeFM und das Fussballradio 90elf, welches gewiss die Rolle des Zugpferds einnehmen wird. Ferner bedienen mit ERF Pop und Radio Horeb gleich zwei Programme die Interessen christlicher Zuhörer. Und mit Klassik Radio erreicht man – zumindest ansatzweise – eine weitere Zielgruppe. Den Mainstream ansprechen sollen Vollprogramme wie Absolut Radio oder Programme, welche mehr oder weniger das AC Format (Adult Contemporary) spielen, also ENERGY, Radio BOB! aus Hessen und Kiss FM aus Berlin. Letztere wurden zwar nicht direkt lizenziert, doch scheint das nicht sonderlich relevant zu sein. Hauptsache, der Layer wurde pünktlich und eben nicht halbleer gestartet.

Ob sich mit dem gebotenen Mix an Programmen tatsächlich doppelt so viele Hörer wie in der Schweiz zum Kauf eines DAB+ Radio hinreissen mögen, wird sich weisen müssen. Inwiefern die in vielen Bundesländern erst noch zu startenden regionalen Digitalradio Angebote die Attraktivität zu steigern vermögen, bleibt abzuwarten. In vielen Ländern soll dem Vernehmen nach in erster Linie abgebildet werden, was bereits auf UKW geboten wird, sei es öffentlich-rechtlich oder privat.

Bleibt zu hoffen, dass die Uebung nicht plötzlich auf halben Wege wieder abgeblasen wird, sollte sich der Absatz der Geräte in den ersten zwei Jahren nicht wie gewünscht entwickeln. Vielmehr müsste in einem solchen Fall über eine Neudefinition des Programm Mix nachgedacht werden, um Digitalradio auch in Deutschland für möglichst viele Zielgruppen attraktiv zu machen und somit auch zu einem Erfolg zu führen.

Sonntag, 31. Juli 2011

digitalradio.de: Noch nicht ganz verstanden, um was es eigentlich geht?


Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist jetzt auch die neue Website von digitalradio.de online. Die neue Seite soll naturgemäss darüber informieren, was Digitalradio bedeutet, worin die Vorteile liegen und welche Programme überhaupt damit zu hören sind.

Mitunter stellt die Seite auch Empfangsgeräte vor. Allerdings scheinen die Verantwortlichen noch nicht ganz verstanden zu haben, um was es bei DAB+ eigentlich geht. Oder wie sonst lässt sich erklären, dass die neue Website auch ein reines Internet Radio Gerät wie den Noxon A 540 plus vorstellt? Auf der Website des Herstellers Terratec ist jedenfalls von einer DAB+ Fähigkeit dieses Modells nicht die Rede.

Montag, 13. Juni 2011

Verkehrte Welt


Als Fürsprecher für digitales Radio muss ich an dieser Stelle einmal einen Hinweis auf ein ausgesprochen interessantes Programm loswerden, das es nur im analogen Radio zu hören gibt. Seit dem 9. Juni wird nämlich die zweite Auflage des International Radio Festival Zurich bestritten. Ueber die Frequenzen 88.2MHz (Zürich Süd) und 104.1MHz (Zürich Nord) gibt IRF Radio noch bis zum 19. Juni absolute Leckerbissen zum besten. Hörvergnügen pur, doch leider nur auf UKW oder als Livestream im Internet.

Vergangenen Herbst wurde das Programm noch über DAB+ in die ganze Deutschschweiz übertragen. Leider hat es aber die SwissMediaCast AG als Betreiberin des privaten DAB+ Layers unterlassen, Kapazitäten für kurzzeitige Radioprojekte oder auch Eventradios freizuhalten. Damit wurde die einmalige Möglichkeit vertan, um innovativen Radioprojekten jeweils Zugang zu grösser Reichweite zu bieten und gleichzeitig neue Zielgruppen anzusprechen, welche dadurch die Vorzüge von Digitalradio kennen lernen würden.

Sonntag, 29. Mai 2011

Avanciert Radio 24 zum ersten nationalen Privatradio?

Seit Tamedia verlauten liess, dass sich das Unternehmen fortan auf Print und Online fokussieren will und somit auch Radio 24 zum Verkauf steht, spekuliert die Branche darüber, in welche Hände das erste Privatradio der Schweiz wohl gehen wird. Will der künftige Besitzer ganz einfach ein Lokalradio betreiben oder nutzt er den hohen Bekanntheitsgrad des Programms zur Meinungsbildung auf nationalem Terrain?

Nun gibt Radio 24 bekannt, dass die Bemühungen um einen DAB+ Programmplatz erfolgreich waren und das Programm somit ab Juli/August auch über Digitalradio verbreitet wird. Radio 24 wird somit neu nicht nur in Zürich, sondern auch in weiten Teilen der Deutschschweiz direkt aus der Luft zu empfangen sein. Schmückt sich der Sender somit mit der Option, bald als erstes Privatradio für die ganze Schweiz in Erscheinung treten zu können? Gut möglich, schliesslich ist selbst der Claim "Das isch Züri" jüngst von der Website verschwunden.

Freitag, 4. Februar 2011

DAB+ mit mehr Einfalt statt Innovation: Was ist falsch gelaufen?

In den kommenden Wochen sollen nun also die letzten Plätze im DAB+ Layer der SwissMediaCast AG belegt werden. Bekanntlich gehen diese Programmplätze vornehmlich an etablierte Privatradios, welche schon seit Jahren über zahlreiche UKW Frequenzen gehört werden können. Der Umstand, dass nun auch seitens der Privatradios die Vorzüge von DAB+ Digitalradio erkannt wurden, ist dabei durchaus positiv zu werten. Umso mehr, da ja gerade in diesen Kreisen während Jahren grösste Skepsis hinsichtlich der Digitalisierung des Radios herrschte.

Der Layer der SwissMediaCast AG wird also höchstwahrscheinlich schon in diesem Quartal voll belegt sein. Bedauerlich bleibt, dass die Chance vertan wurde, diesen überregionalen Layer mit einem möglichst vielfältigen Programmangebot anzureichern. Immerhin haben mit Radio Eviva und dem Life Channel zwei Programme endlich die Möglichkeit erhalten, auch auf terrestrischem Wege empfangbar zu sein. Zuvor fristeten diese zwei Anbieter nämlich ein kärgliches Schattendasein als reine Kabelradios. Doch ansonsten sucht man eigentlich vergebens nach den erhofften Innovationen. In geradezu idealer Weise hätte der DAB+ Layer der SwissMediaCast Raum für ein überregionales privates Vollprogramm für die ganze Deutschschweiz geboten. Auch neue Spartenprogramme haben den Weg zu DAB nicht gefunden. Stattdessen wird altbekanntes dominieren, wenn dereinst die neuen Programme wie Radio 24, Radio Argovia oder Radio Top aufgeschaltet sind. Die Nachfrage scheint das Angebot jetzt endlich zu übersteigen. Finanzschwache Anbieter dürften langfristig Mühe haben, mit den Grossen mitzuhalten, sollten sich die Preise weiter nach oben entwickeln.

Die Frage sei erlaubt, was hier genau falsch gelaufen ist. Die „UKW Platzhirsche“ scheinen es geschafft zu haben, ihre oftmals gleich klingenden Formate ins digitale Angebot hinüber zu retten. Und schon lässt man seitens SwissMediaCast verlauten, dass man bereits an der Planung des dritten DAB+ Layers sei, welcher sich aus regionalen Paketen zusammensetzen soll. Dieser dritte DAB+ Layer könnte möglicherweise noch in diesem Jahr gestartet werden. Somit dürfte wohl auch in Zukunft dafür gesorgt sein, dass primär die etablierten Veranstalter bestimmen werden, welche Angebote den Zugang zu den digitalen Ensembles erhalten werden. Vergibt das BAKOM die Funkkonzession für diesen dritten DAB+ Layer wiederum an die SwissMediaCast AG, wird das Duopol von SRG und SMC wohl ein für alle mal gefestigt.

Selbstverständlich könnte es auch anders kommen, doch wäre es jetzt an der Zeit, dass sich möglichst rasch entsprechende Konsortien bilden, die sich später in den verschiedenen Regionen um die neuen Funkkonzessionen bewerben könnten.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Digitalradio hat den endgültigen Durchbruch geschafft!

Immer wieder wurde im Zusammenhang mit Digitalradio von einer Totgeburt gesprochen. DAB sei bereits zum Zeitpunkt der Einführung technisch veraltet gewesen, auf dem Markt seien keine Endgeräte verfügbar und falls doch, würden diese zu überteuerten Preisen angeboten. Überhaupt sei die Hörerschaft mit dem analogen Angebot auf UKW rundum zufrieden und gar nicht an der Anschaffung eines Digitalradio Empfängers interessiert.

Inzwischen beläuft sich die installierte Basis an DAB+ Radios in der Schweiz auf rund 600‘000 Geräte, welche in der Deutschschweiz den Zugriff auf 24 verschiedene Radioprogramme in rauschfreier Qualität erlauben. Die neuesten Zahlen von Publica Data/Mediapulse bescheinigen den via DAB+ verbreiteten Programmen einen kräftigen Hörerzuwachs. Der Digitalradio Markt Schweiz stellt mittlerweilen eine nicht mehr zu ignorierende Grösse dar.

Dieser Trend ist auch den Veranstaltern etablierter Privatradio Programme nicht entgangen. Nachdem Energy Zürich und Radio Basel ihre Programme schon seit geraumer Zeit über den Deutschschweizer DAB+ Layer verbreiten, zeigen nun weitere Programmanbieter Interesse an einer DAB+ Verbreitung. Radio Top, welches bereits mit Top Two auf dem DAB+ Layer zu finden ist, will künftig auch das Hauptprogramm auf diese Weise ausstrahlen. Selbiges gilt auch für Radio Central, welches als Eigentümer von Radio Eviva ebenfalls schon auf positive Erfahrungen mit Digitalradio blicken kann. Und selbst der Evangeliums Rundfunk, welcher seine Hörer mit dem LifeChannel ebenfalls über Digitalradio erreicht, möchte die gute Ausgangslage von DAB+ nutzen, um einen weiteren Kanal zu lancieren. Mit Radio 24, Radio 105, Radio Argovia und Radio Sunshine bekunden weitere veritable Veranstalter ein Interesse an einer baldigen Aufschaltung.

Die Verhandlungen um die letzten freien Plätze laufen derweilen auf Hochtouren. Noch in diesem Quartal sollen alle Plätze belegt sein. Logisch, dass nun auch das Spiel von Angebot und Nachfrage zu greifen beginnt. Angesichts dieser Ausgangslage hat sich dieser Tage denn auch prompt ein erster Akteur wieder vom Ensemble der SwissMediaCast AG verabschiedet. Open Broadcast konnte beim sich abzeichnenden Preiskampf offenbar nicht mehr mithalten, obschon sich das Programm nicht zuletzt auch dank seiner Kooperation mit den unabhängigen UNIKOM Radios bestimmt noch weiter entwickelt hätte. Die DAB+ Verbreitung des Programms wurde schliesslich mit sofortiger Wirkung eingestellt. Open Broadcast soll sodenn auch zu einer offenen und neutralen Drehscheibe ausgebaut werden, welche den 18 UNIKOM Radios Zugang zu kostenloser Musik gewährleisten wird.

Zwar ist es ausgesprochen bedauerlich, dass die Chance nicht genutzt wurde, die Digitalradio Plattform von SwissMediaCast für neue Spartenprogramme zu öffnen und dadurch mehr Vielfalt sowie neue Impulse zu schaffen. Das Medium Radio wäre bestimmt noch wesentlich attraktiver geworden. Trotzdem hat das Digitalradio seinen Siegeszug ein für allemal angetreten. Die bevorstehende Aufschaltung der Mainstream Programme liefert den besten Beweis dazu.

Dienstag, 18. Januar 2011

Hörerzuwachs beim Digitalradio

Publica Data veröffentlichte soeben die Radio Daten mit den Reichweiten für das 2. Semester 2010. Daraus wird vor allem eines deutlich: Digitalradio Programme erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit!

Nicht zuletzt dank der mittlerweilen grossen Akzeptanz von DAB+ Digitalradio in der Schweiz gewinnen insbesondere folgende Programme weiter an Reichweite:

DRS 4 News: 401'700 Hörer / NR 8.7% (ggü. 304'000 H. / NR 6.7% im 2. Sem. 2009)
Radio Eviva: 98'700 Hörer / NR 2.1% (ggü. 80'900 H. / NR 1.8% im 2. Sem. 2009)
DRS Virus: 88'400 Hörer / NR 1.9% (ggü. 72'500 H. / NR 1.6% im 2. Sem. 2009)
Swiss Jazz: 61'500 Hörer / NR 1.3% (ggü. 48'300 H. / NR 1.1% im 2. Sem. 2009)
Life Channel: 34'300 Hörer / NR 0.7% (ggü. 21'100 H. / NR 0.5% im 2. Sem. 2009)


Rückläufig ist dagegen die Reichweite bei den reinen Kabelradios, welche bis jetzt auf eine Verbreitung via Digitalradio verzichteten:

Radio 32 Goldies: 25'900 Hörer (ggü. 27'600 H. im 1. Sem. 2009)
Rock Nation: 13'400 Hörer (ggü. 14'900 H. im 2. Sem. 2009)
RMC Swiss: 10'100 Hörer (ggü. 16'300 H. im 2. Sem. 2009)


Erfreulich ist auch die Präsenz von Backstage Radio, welches ausschliesslich über DAB+ Digitalradio verbreitet wird und gemäss Publica Data eine Netto Reichweite von 12'300 HörerInnen ausweist!


Quelle/Daten: Publica Data

http://www.publicadata.ch/fileadmin/twwc/redakteur/pdf/radio/radio-daten/2010/Semester_2010_II_DS_mit_Legende__gerankt_.pdf