Donnerstag, 3. Februar 2011

Digitalradio hat den endgültigen Durchbruch geschafft!

Immer wieder wurde im Zusammenhang mit Digitalradio von einer Totgeburt gesprochen. DAB sei bereits zum Zeitpunkt der Einführung technisch veraltet gewesen, auf dem Markt seien keine Endgeräte verfügbar und falls doch, würden diese zu überteuerten Preisen angeboten. Überhaupt sei die Hörerschaft mit dem analogen Angebot auf UKW rundum zufrieden und gar nicht an der Anschaffung eines Digitalradio Empfängers interessiert.

Inzwischen beläuft sich die installierte Basis an DAB+ Radios in der Schweiz auf rund 600‘000 Geräte, welche in der Deutschschweiz den Zugriff auf 24 verschiedene Radioprogramme in rauschfreier Qualität erlauben. Die neuesten Zahlen von Publica Data/Mediapulse bescheinigen den via DAB+ verbreiteten Programmen einen kräftigen Hörerzuwachs. Der Digitalradio Markt Schweiz stellt mittlerweilen eine nicht mehr zu ignorierende Grösse dar.

Dieser Trend ist auch den Veranstaltern etablierter Privatradio Programme nicht entgangen. Nachdem Energy Zürich und Radio Basel ihre Programme schon seit geraumer Zeit über den Deutschschweizer DAB+ Layer verbreiten, zeigen nun weitere Programmanbieter Interesse an einer DAB+ Verbreitung. Radio Top, welches bereits mit Top Two auf dem DAB+ Layer zu finden ist, will künftig auch das Hauptprogramm auf diese Weise ausstrahlen. Selbiges gilt auch für Radio Central, welches als Eigentümer von Radio Eviva ebenfalls schon auf positive Erfahrungen mit Digitalradio blicken kann. Und selbst der Evangeliums Rundfunk, welcher seine Hörer mit dem LifeChannel ebenfalls über Digitalradio erreicht, möchte die gute Ausgangslage von DAB+ nutzen, um einen weiteren Kanal zu lancieren. Mit Radio 24, Radio 105, Radio Argovia und Radio Sunshine bekunden weitere veritable Veranstalter ein Interesse an einer baldigen Aufschaltung.

Die Verhandlungen um die letzten freien Plätze laufen derweilen auf Hochtouren. Noch in diesem Quartal sollen alle Plätze belegt sein. Logisch, dass nun auch das Spiel von Angebot und Nachfrage zu greifen beginnt. Angesichts dieser Ausgangslage hat sich dieser Tage denn auch prompt ein erster Akteur wieder vom Ensemble der SwissMediaCast AG verabschiedet. Open Broadcast konnte beim sich abzeichnenden Preiskampf offenbar nicht mehr mithalten, obschon sich das Programm nicht zuletzt auch dank seiner Kooperation mit den unabhängigen UNIKOM Radios bestimmt noch weiter entwickelt hätte. Die DAB+ Verbreitung des Programms wurde schliesslich mit sofortiger Wirkung eingestellt. Open Broadcast soll sodenn auch zu einer offenen und neutralen Drehscheibe ausgebaut werden, welche den 18 UNIKOM Radios Zugang zu kostenloser Musik gewährleisten wird.

Zwar ist es ausgesprochen bedauerlich, dass die Chance nicht genutzt wurde, die Digitalradio Plattform von SwissMediaCast für neue Spartenprogramme zu öffnen und dadurch mehr Vielfalt sowie neue Impulse zu schaffen. Das Medium Radio wäre bestimmt noch wesentlich attraktiver geworden. Trotzdem hat das Digitalradio seinen Siegeszug ein für allemal angetreten. Die bevorstehende Aufschaltung der Mainstream Programme liefert den besten Beweis dazu.

2 Kommentare:

Silvio Biasotto hat gesagt…

Open Broadcast hat sich nicht, wie hier steht, aus dem DAB-Ensemble verabschiedet, sondern wurde eigenmächtig seitens Swiss Media Cast abgeschaltet. Und schon gar nicht «konnte» Open Broadcast im Preiskampf nicht mithalten, sondern «wolle» nicht. Seit einem Jahr streitet Open Broadcast gegen die Preispolitik der Swiss Media Cast. Dazu gibt es ein laufendes Verfahren vor dem Bakom, wobei das Bakom den Preisüberwacher miteinbezogen hat. Open Broadcast hat alle Rechnungen bezahlt bzw. als Sicherheitsleistung bei der Swiss Media Cast hinterlegt, auch wenn Open Broadcast den angefochtenen Vertrag nicht unterschrieben hat. Wir erachten das Vorgehen der Swiss Media Cast als rechtswidrig und prüfen rechtliche Schritte.

Silvio Biasotto hat gesagt…

Das Bundesamt für Kommunikation hat dem Gesuch von Open Broadcast um eine superprovisorische Massnahme stattgegeben und die SMC verpflichtet, das Programm von Open Broadcast bis spätestens am Samstag 5.2. 12.00 Uhr wieder auszustrahlen.

Weitere Informationen im Gesuch um Anordnung einer vorsorglichen Massnahme und dem Entscheid des Bakom:

http://www.openbroadcast.ch/data/files/GesuchMassnahme.pdf
http://www.openbroadcast.ch/data/files/VerfuegungBakom.pdf