Donnerstag, 28. Februar 2008

Cablecom: Strategie ins Abseits

Heute schicke ich nun also meine Cablecom Vertragskuendigung ab. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass Cablecom just am Mittwoch verkuendete, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr die Umsatzmilliarde geknackt hat und ich deswegen einen Kontrapunkt setzen moechte. Nein, es ist vielmehr die Perspektivlosigkeit in Bezug auf die weitere Entwicklung des Angebots; aber auch der Umstand, dass ich nun selbst beim Konkurrenten Swisscom/Bluewin TV hochaufloesendes Fernsehen (sprich HDTV) haben kann, was ja noch bis vor wenigen Tagen gar nicht moeglich war. Bei Bluewin TV erhalte ich zudem schon seit laengerem Zugang zu einem viel breiteren Angebot an franzoesisch-, italienisch- und auch englischsprachigen Programmen. Und das notabene noch zum guenstigeren Tarif! Cablecom hingegen habe ich schon mehrmals angefragt, wann denn endlich auch Programme wie RTL9, TMC, AB1 oder die britischen BBC3 + 4 sowie ITV3 + 4 ins Angebot kommen. Eine Antwort auf meine Anfragen habe ich nie erhalten.

Wenn ich mir die juengste Entwicklung beim fuehrenden Kabelnetzbetreiber der Schweiz so anschaue, habe ich sowieso das Gefuehl, dass sich diesbezueglich so schnell nichts aendern wird. Im Gegenteil: Zwar sollen die Netzkapazitaeten weiter ausgebaut werden, doch will man/frau ja vorlaeufig keine analogen Programme mehr aus dem Netz nehmen. Gegenueber dem Tagi spricht Cablecom Chef Rudolf Fischer sogar davon, dass das Analog-TV ein Wettbewerbsvorteil sei! Na dann Gute Nacht, lieber Fortschritt!

Es fragt sich sowieso, ob denn Cablecom mit dem Betrieb seiner digitalen Plattform auf Basis von DVB-C nicht ohnehin auf dem falschen Dampfer sitzt. Mit dem strategischen Grundsatzentscheid, wonach eben das heutige analoge Angebot weiterhin beibehalten werden soll, sind die naechsten Kapazitaetsengpaesse de facto vorprogrammiert. Ab 2010 wollen verschiedenste Sender ihre Programme als HDTV Kanaele verbreiten. Basierend auf DVB-C duerfte die Verbreitung dieser neuen HDTV Programme eine Unmenge an Bandbreite verschlingen. Die Kapazitaeten, welche Video on Demand-Dienste beanspruchen wuerden, will ich erst gar nicht erwaehnen. Swisscom ist auf der anderen Seite viel freier, weil die IPTV basierende Technologie eigentlich keine Grenzen kennt, was die Anzahl uebertragbarer Programme betrifft. Und selbst Swisscom wird das Angebot ausbauen muessen, da ja auch hierzulande neue Provider an den Start gehen werden, welche sich eben dieser IPTV Technologie bedienen.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Cablecom immer erst dann damit beginnt, eine Strategie zu ueberdenken, wenn es eigentlich schon viel zu spaet ist. Cablecom waere wohl gut beraten, endlich einen fixen Termin fuer die Abschaltung des analogen Fernsehens zu nennen und auf diesen Zeitpunkt ein offenes (sprich unverschluesseltes) digitales Grundangebot zur Verfuegung zu stellen, welches die heute empfangbaren Programme des Analog-TVs beinhalten wuerde. Um in ein paar Jahren nicht schon wieder hunderttausende von Kunden vor den Kopf stossen zu muessen, sollte die DVB-C basierende Plattform fuer digitales Fernsehen auf dem heutigen Stand eingefroren werden, waehrend parallel dazu eine neue Plattform - eben auf Basis von IPTV - geschaffen wird.

1 Kommentar:

Simon S. hat gesagt…

Danke für diesen vorausschauenden Artikel. Das wäre mal eine Strategie die auch Sinn machen würde.
Ich bin immer noch schockiert von den verdreherischen Falschaussagen die von der Nationalratskommission und Hr. BR Leuenberger gemacht werden. Solche Lügen lassen mich das Vertrauen in die Sachlichkeit und Unabhängigkeit der Politiker verlieren!
Grüsse,
Simon