Freitag, 4. Februar 2011

DAB+ mit mehr Einfalt statt Innovation: Was ist falsch gelaufen?

In den kommenden Wochen sollen nun also die letzten Plätze im DAB+ Layer der SwissMediaCast AG belegt werden. Bekanntlich gehen diese Programmplätze vornehmlich an etablierte Privatradios, welche schon seit Jahren über zahlreiche UKW Frequenzen gehört werden können. Der Umstand, dass nun auch seitens der Privatradios die Vorzüge von DAB+ Digitalradio erkannt wurden, ist dabei durchaus positiv zu werten. Umso mehr, da ja gerade in diesen Kreisen während Jahren grösste Skepsis hinsichtlich der Digitalisierung des Radios herrschte.

Der Layer der SwissMediaCast AG wird also höchstwahrscheinlich schon in diesem Quartal voll belegt sein. Bedauerlich bleibt, dass die Chance vertan wurde, diesen überregionalen Layer mit einem möglichst vielfältigen Programmangebot anzureichern. Immerhin haben mit Radio Eviva und dem Life Channel zwei Programme endlich die Möglichkeit erhalten, auch auf terrestrischem Wege empfangbar zu sein. Zuvor fristeten diese zwei Anbieter nämlich ein kärgliches Schattendasein als reine Kabelradios. Doch ansonsten sucht man eigentlich vergebens nach den erhofften Innovationen. In geradezu idealer Weise hätte der DAB+ Layer der SwissMediaCast Raum für ein überregionales privates Vollprogramm für die ganze Deutschschweiz geboten. Auch neue Spartenprogramme haben den Weg zu DAB nicht gefunden. Stattdessen wird altbekanntes dominieren, wenn dereinst die neuen Programme wie Radio 24, Radio Argovia oder Radio Top aufgeschaltet sind. Die Nachfrage scheint das Angebot jetzt endlich zu übersteigen. Finanzschwache Anbieter dürften langfristig Mühe haben, mit den Grossen mitzuhalten, sollten sich die Preise weiter nach oben entwickeln.

Die Frage sei erlaubt, was hier genau falsch gelaufen ist. Die „UKW Platzhirsche“ scheinen es geschafft zu haben, ihre oftmals gleich klingenden Formate ins digitale Angebot hinüber zu retten. Und schon lässt man seitens SwissMediaCast verlauten, dass man bereits an der Planung des dritten DAB+ Layers sei, welcher sich aus regionalen Paketen zusammensetzen soll. Dieser dritte DAB+ Layer könnte möglicherweise noch in diesem Jahr gestartet werden. Somit dürfte wohl auch in Zukunft dafür gesorgt sein, dass primär die etablierten Veranstalter bestimmen werden, welche Angebote den Zugang zu den digitalen Ensembles erhalten werden. Vergibt das BAKOM die Funkkonzession für diesen dritten DAB+ Layer wiederum an die SwissMediaCast AG, wird das Duopol von SRG und SMC wohl ein für alle mal gefestigt.

Selbstverständlich könnte es auch anders kommen, doch wäre es jetzt an der Zeit, dass sich möglichst rasch entsprechende Konsortien bilden, die sich später in den verschiedenen Regionen um die neuen Funkkonzessionen bewerben könnten.

1 Kommentar:

Silvio Biasotto hat gesagt…

Aus Sicht von Open Broadcast ist der Preis für die Verbreitung nicht angemessen, darum dreht sich das laufende Verfahren beim BAKOM. Finanzschwachen Veranstaltern, die für die gewünschte Vielfalt sorgen würden bleibt, so der Markteintritt verwehrt.

Das Gesuch um Massnahme zur Wiederaufschaltung von Open Broadcast und die superprovisorische Verfügung des BAKOM geben Einsicht in die Geschäftspraktiken der SMC:

http://www.openbroadcast.ch/data/files/GesuchMassnahme.pdf
http://www.openbroadcast.ch/data/files/VerfuegungBakom.pdf